Ist Schlange das Fleisch der Zukunft? – Neben der vitaminreichen Acerola, dem Chiasamen, der voller Ballaststoffe steckt, und der Avocado mit ihren gesunden Fetten könnte sich in Zukunft ein weiteres Lebensmittel in die Riege der Superfoods einreihen: Schlangenfleisch. Wissenschaftler werten Schlangenfleisch als gesundes und proteinreiches Nahrungsmittel, das viel Potenzial hat.
Aber was zeichnet das Fleisch der Schlange aus? Warum ist es besser und nachhaltiger als Hähnchen, Schwein und Rind? Und wie wahrscheinlich ist es, dass in Europa künftig Schlangenfarmen betrieben werden?:
Ist Schlange also das Fleisch der Zukunft?
Die traditionelle Massentierhaltung von Schweinen, Rindern und Hühnern ist nicht nur mit Blick auf das Tierwohl bedenklich, sondern auch für die Umwelt schädlich. Denn aus den riesigen Ställen gelangen schädliche Klimagase wie CO2, Methan und Lachgas in großen Mengen in die Atmosphäre.
Außerdem tragen die enormen Mengen an Gülle dazu bei, dass die Böden und die Gewässer überdüngt sind und versauern. Solche Probleme ließen sich lösen, wenn die herkömmlichen Nutztiere als Fleischlieferanten durch das exotischere Schlangenfleisch ersetzt würden.
In Südostasien und in China ist Schlangenfleisch schon lange eine Delikatesse. Das Fleisch ist hell und erinnert geschmacklich an Hühnchen. Auch die Nährwerte sprechen für sich.
Denn Schlangenfleisch ist sehr reich an Proteinen und gleichzeitig arm an Fett und Kalorien. Damit wird das Fleisch von Python & Co. zu einem gesunden Fleisch.
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Positive Bilanz beim Ressourcenbedarf
Schlangenfarmen liefern mit dem Schlangenfleisch nicht nur ein gesundes und nahrhaftes Endprodukt, sondern können auch durch eine nachhaltige Betreibbarkeit überzeugen. Ein Aspekt dabei ist der Platzbedarf. Verglichen mit Rindern oder Schweinen kommen Reptilien mit viel weniger Raum aus.
Denn weil sie Lauerjäger sind, bewegen sie sich ohnehin nicht sehr viel. Außerdem zeigen Schlangen kein Territorialverhalten. Aus diesem Grund löst es keinen Stress aus, wenn viele Tiere gemeinsam auf engem Raum gehalten werden.
Auch die Versorgung der Tiere lässt sich kostengünstig gestalten. So brauchen Schlangen nur wenig Wasser. Zum Überleben reicht ihnen sogar der Tau aus, der sich morgens auf ihren Schuppen absetzt.
Der Bedarf an Nahrung ist ebenfalls gering. Wenn es nicht anders geht, überstehen Schlangen viele Monate ohne einen einzigen Bissen und verlieren dabei nicht nennenswert an Gewicht. Eine clevere Lösung ist, die Schlangen mit den Nagetieren zu füttern, die als Pflanzenschädlinge auf den Feldern gefangen werden.
Aber Schlangen sind bei der Nahrung generell nicht wählerisch. Fleisch- und Fischreste vertragen sie ebenso wie pflanzliche Proteine. In Schlangenfarmen könnte deshalb mithilfe von landwirtschaftlichen Abfällen ein gesundes Nahrungsmittel entstehen, ohne dass bei dieser Produktion wieder neue, große Müllmengen anfallen.
Denn Schlangen haben ein sehr robustes Verdauungssystem, das ihnen ermöglicht, sogar Knochen zu verarbeiten. Aus diesem Grund entstehen, anders als etwa bei Schweinen und Rindern, nur geringe Ausscheidungen. Auch die Emissionen von Treibhausgasen sind bei Schlangen viel geringer als bei Säugetieren.
Umfangreiche Verwertbarkeit der Tiere
Die Forschung hat herausgefunden, dass Schlangen die aufgenommene Nahrung wesentlich effizienter in Körpergewebe und Fleisch umwandeln als warmblütige Tiere. Sie setzen also schneller an als Schweine und Rinder.
Konkret wird aus vier Gramm Nahrung ein Gramm Schlangenfleisch. Die Schlangen in den Schlangenfarmen legen im Durchschnitt jeden Tag 46 Gramm an Gewicht zu. Rund ein Jahr nach dem Schlüpfen haben sie dann ihr Schlachtgewicht erreicht.
Ein weiterer Punkt, der klar für Schlangen spricht, ist die äußerst effiziente Verwertbarkeit. So können 82 Prozent des Schlangenkörpers genutzt und weiterverarbeitet werden.
Den Großteil davon macht das Fleisch aus. Doch die Haut der Tiere ist für die Lederindustrie sehr interessant, während die Medizin die Gallenblase und das Fett verwenden kann.
Einwände und Bedenken
Auch wenn Schlangenfleisch viele Vorteile bietet, gibt es einige Kritikpunkte. So stellt sich wie bei allen Tieren zunächst einmal die Frage, ob es ethisch vertretbar ist, Tiere zu züchten und ihr Leben lang in Gefangenschaft zu halten, nur um sie anschließend für den eigenen Bedarf zu schlachten.
Hinzu kommt, dass gerade bei asiatischen Farmen nicht ganz sichergestellt ist, dass alle Tiere tatsächlich eigene Züchtungen sind. Tierschützer vermuten, dass auch Wildfänge in die Farmen kommen. Doch gerade bei Arten, die wie zum Beispiel der Dunkle Tigerpython ohnehin bedroht sind, ist das problematisch.
Eine weitere Gefahr besteht darin, dass die Bestände anderer Tierarten durch die Schlangenfarmen gefährdet sein können. Die Praxis hat gezeigt, dass im Umfeld von Schlangenfarmen oft kaum noch Kleinsäugetiere und Amphibien vorhanden sind. Denn diese Tiere werden häufig als Nahrung für die Schlangen verwendet.
In der Realität ist der nachhaltige Ansatz, dass Schädlinge, Reste und landwirtschaftliche Abfälle an die Schlangen verfüttert werden, deshalb wohl eher Wunschdenken.
Eröffnen auch außerhalb Asiens Schlangenfarmen, ergibt sich außerdem das Problem, dass einzelne Tiere ausbrechen könnten. In der Folge könnten sie als invasive Art das heimische Ökosystem gefährden. In den Everglades in Florida ist das auf ähnliche Art schon passiert. Dort haben sich Schlangen, die aus Privathaltungen ausgebüxt sind, massiv vermehrt und bedrohen nun die einzigartige Fauna des Sumpfgebiets.
Andererseits gehen Experten nicht davon aus, dass die Schlangenzucht in absehbarer Zukunft von Asien nach Europa überschwappt.
So wie Insekten in unseren Breitengraden als Mahlzeit oder Snack auf überschaubare Begeisterung stoßen, wird es auch beim Schlangenfleisch wohl noch sehr lange dauern, bis es so selbstverständlich auf den Speisekarten stehen wird wie andere Fleischsorten.
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Thema: Ist Schlange das Fleisch der Zukunft?
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